Experteninterview

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Reiseimpfungen für Kinder bei Fernreisen

Experteninterview mit Dr. med. Gielen zu Reisevorbereitungen bei Fernreisen mit Kindern

Eine Fernreisen mit Kindern ermöglicht der ganzen Familie spannende Abenteuer, unvergessliche Landschaftseindrücke und authentische Begegnungen mit fremden Menschen. Bei Kindern vergrößert jede Reise mit For Family Reisen das Wissen zu Natur und Tieren sowie zur Kultur und den Gebräuchen des Landes und fördert somit die interkulturelle Kompetenz. Immer mehr Familien planen eine Fernreise mit Kleinkindern, Kindern und/oder Jugendlichen. Eine Reise außerhalb der „heimischen Gewässer“ sollte jedoch gut vorbereitet sein, denn gerade bei Tropenreisen sind einige Impfungen womöglich unverzichtbar. Jedoch muss man nicht für alle Fernreiseziele jede nur mögliche Impfung durchführen lassen.

Welche Reiseimpfungen werden also wirklich benötigt? Um Ihnen einen guten Überblick zu geben, wie Sie sich und Ihre Kinder medizinisch bestmöglich auf eine Fernreise vorbereiten können, haben wir mit Dr. med. Jörg Gielen gesprochen.

Der Reisexperte

Dr. med. Jörg Gielen arbeitet am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene an der Universitätsklinik Köln. Das Institut bietet unter anderem bakteriologische und tropenmedizinische Diagnostik für die gesamte Universitätsklinik an und gibt zudem umfassende Impfberatungen. Herr Gielen ist der Leiter der hier ansässigen Reiseimpfsprechstunde. 

Reisemedizinische Beratung

Kann man pauschal sagen, dass man bei Fernreisen mit Kindern mehr Impfungen und Schutz benötigt, als bei Reisen innerhalb der EU? Oder muss immer individuell geschaut werden, wohin die nächste Reise geht?

Tatsächlich ist hier immer eine individuelle Betrachtung nötig; auch für einige Regionen der EU sind bereits besondere Empfehlungen sinnvoll. Natürlich steigt der Beratungsbedarf für ein Reiseziel, je niedriger die Hygienestandards vor Ort sind und je mehr  insektenübertragene Erkrankungen vorkommen. Grundsätzlich sollte die Gelegenheit genutzt werden auch die sogenannten Standardimpfungen, also die Impfungen die unabhängig von einer Reise empfohlen sind, zu überprüfen und gegebenenfalls zu ergänzen.

Wann sollte ich mich impfen und beraten lassen?

Wen man sechs Wochen vor der geplanten Abreise einen ersten Beratungstermin vereinbart hat, können alle individuell nötigen Impfungen noch durchgeführt werden. Für einige Reiseimpfungen ist eine Grundimmunisierung mit mehreren Injektionen im zeitlichen Abstand erforderlich, sodass man nicht erst 2 Wochen vor Reiseantritt eine Impfung durchführen lassen sollte. Bei Impfungen sollen schließlich schützende Antikörper und Abwehrzellen gebildet werden. Dafür braucht das Immunsystem des Geimpften 10-14 Tage. Last-Minute-Fernreisen können daher problematisch sein.

Einige Haus- und Kinderärzte haben Fortbildungen zum Thema Reisemedizin besucht und bieten selber entsprechende Beratungen an. Ansonsten können sie sicherlich Empfehlungen für einen reisemedizinisch ausgebildeten Kollegen in der Nähe geben. Über das Internet kann man unter dem Stichwort „Reisemedizin“ und der Postleitzahl fündig werden. In den Städten bieten häufig das Gesundheitsamt oder größere Kliniken eine Reisemedizinische Sprechstunde an.

Wie läuft eine Beratung zu möglichen Reiseimpfungen ab?

Bei der Beratung sollte zunächst der Impfstatus anhand des Impfpasses geklärt werden. Sind alle Standardimpfungen vorhanden und noch aktuell? Sind Auffrischungsimpfungen fällig? Anschließend können die für die individuelle Reise sinnvollen und zum Teil vorgeschriebenen Impfungen besprochen werden. Es wird ein Impf-Plan erstellt und ggf. direkt mit den ersten Impfungen begonnen. Weiterhin sollte eine reisemedizinische Beratung die insektenübertragenen Erkrankungen am Reiseziel und die Themen Durchfallerkrankungen und Reiseapotheke umfassen. 

Wie sieht es mit der Kostenübernahme aus? Unterscheiden sich hier die Krankenkassen oder ist es von den Impfungen abhängig?

Das handhabt jede Krankenkasse anders. Während einige wenige Krankenkassen ihren Mitgliedern die volle Übernahme der Kosten ohne Formalitäten anbieten, muss bei vielen anderen Krankenkassen vorab ein Antrag gestellt werden. Manche Krankenkassen lehnen die Übernahme von Kosten durch Reiseimpfungen auch generell ab. Bitte fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse vorher nach, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Auf einem Blick: Reisevorbereitung & Reiseimpfungen

  • Eine individuelle Reiseberatung ist essenziell
  • Spätestens 6 Wochen vor Reiseantritt sollte die Beratung stattfinden
  • Reisemedizinische Sprechstunden gibt es deutschlandweit
  • Auch Haus- und Kinderärzte können hierzu Fortbildungen besuchen
  • Eine gute Beratung beeinhaltet nicht nur Reiseimpfungen, auch insektenübertragenen Erkrankungen, Durchfallerkrankungen und die Reiseapotheke sollten besprochen werden
  • Die Kostenübernahme von Impfungen und Behandlungen können bei Ihrer Krankenkasse erfragt werden, denn nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten
  • Das Immunsystem benötigt bis zu 14 Tagen, um Antikörper und Abwehrzellen zu bilden und eine Impfung wirksam zu machen

Checkliste für eine gelungene Reisevorbereitung

Hier finden Sie eine ausführliche Checkliste für Fernreisen mit Kindern, damit bei der Reisevorbereitung  nichts vergessen wird.

Malaria & Dengue-Fieber

Besonders bei Reisen mit Kindern nach Afrika werden Bedenken bezüglich Malaria geäußert. Wie verhält es sich hier? Schließlich ist Afrika ein großer Kontinent.

Die Malaria wird von der Anopheles-Mücke übertragen, die in allen Ländern mit warmem und feuchtem Klima verbreitet ist. Während das tropische Afrika generell als Hochrisikogebiet für die Malaria gilt, gibt es im südlichen Afrika auch Regionen mit trockenem Klima, z.B. entlang der Gardenroute in Südafrika, in denen die Überträgermücke nicht vorkommt. Die Malaria beginnt mit sehr unspezifischen leichten Symptomen wie Fieber und Durchfall, kann aber relativ schnell lebensbedrohlich werden. Hier muss individuell anhand der Reiseroute und der Reisezeit entschieden werden, ob eine Malariaprophylaxe zusätzlich zu den immer empfohlenen Mückenschutzmaßnahmen notwendig ist. 

In vielen Ländern gibt es das Dengue Fieber, welche Symptome gehen mit der Erkrankung einher?

Beim Dengue-Fieber handelt es sich um eine mückenübertragenen Virus-Erkrankung, die mit plötzlich beginnendem hohem Fieber und schweren Muskel- und Knochenschmerzen einhergeht. Meist lassen die Symptome nach ein bis zwei Wochen von selber wieder nach, aber insbesondere bei mehrfachen Infektionen steigt das Risiko für Komplikationen, wie innere Blutungen. Spezifische Vorbeugungsmöglichkeiten, wie z.B. eine Impfung gibt es (noch) nicht, daher sind intensive Mückenschutzmaßnahmen die wichtigste Empfehlung. Wichtig ist darauf zu achten, dass der Wirkstoff Diethyltnoluamid (DEET) im Mückenspray enthalten ist (für Erwachsene und Kinder ab 3 Jahren).

Tipps für einen risikofreien Familienurlaub

Wie kann man die Gesundheitsrisiken auf Fernreisen mit Kindern allgemein minimieren?

Viele Erkrankungen bei Fernreisenden werden entweder durch Insektenstiche oder durch  Aufnahme über den Mund (entweder über die Hände oder über Nahrungsmittel) übertragen. Daher sind Mückenschutzmaßnahmen und die Hände- und Lebensmittelhygiene wichtig. Zu den Mückenschutzmaßnahmen zählen die Repellentien zum Auftragen auf die Haut, langärmelige Kleidung und lange Hosenbeine, sowie das Moskitonetz. Häufiges Händewaschen und der Verzicht auf potentiell problematische Lebensmittel, wie Leitungswasser, Softeis, Rohkost und nicht durchgegartes Fleisch können vor der Übertragung von Krankheitserregern über den Mund schützen.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich doch auf einer Reise krank werde und was gehört in eine gute Reiseapotheke rein?

Wenn Sie auf einer Fernreise erkranken, und die Symptome nicht einer Ihnen bekannten Krankheit zuordnen können, ist ärztliche Hilfe nötig! Insbesondere muss jede fieberhafte Erkrankung abgeklärt werden.

Ein einfacher Reisedurchfall sollte nach drei Tagen von selber nachlassen, wenn Sie den Flüssigkeitsverlust und den Elektrolytverlust ausgleichen können. Wenn der Durchfall länger anhält, Sie zusätzlich Fieber bekommen, der Durchfall blutig wird oder Sie den Flüssigkeitsverlust nicht mehr ausgleichen können, ist ebenfalls ärztliche Hilfe angezeigt.

Bitte achten Sie insbesondere bei Ihren Kindern auf Sonnenschutz, Mückenschutzmaßnahmen und die Hände- und Lebensmittelhygiene. Gerade kleine Kinder haben ja oft die Tendenz alles, auch die ungewaschen Hände, in den Mund zu stecken. Und kleine Kinder erkranken häufig schwerer an Durchfallerkrankungen, d. h. sie verlieren oft sehr schnell sehr viel Flüssigkeit, was bei dem geringen Körpergewicht sehr schnell zur „Austrocknung“ mit lebensbedrohlichen Folgen führen kann.

In die Reiseapotheke gehören die Medikamente, die auch im normalen Alltag benötigt werden in ausreichender Menge für die gesamte Reise. Dazu kommen Mittel gegen Sonnenbrand, Juckreiz bei Mückenstichen und Durchfall sowie ein Desinfektionsmittel und eine Wund- und Heilsalbe.

Auf einem Blick: Allgemeine Tipps

  • Mückenschutzmaßnahmen sind für Groß & Klein sehr wichtig, da viele Krankheiten durch Insektenstiche verursacht werden
  • Auch die Hände- und Lebensmittelhygiene sollte nie vernachlässigt werden
  • Empfehlenswert ist der Verzicht von potentiell problematische Lebensmitteln
  • Sobald Sie fieberhafte Krankheitssymptome feststellen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden
  • Besonders bei Kindern ist ein guter Sonnenschutz unverzichtbar
  • Eine Reiseapotheke sollte mitgeführt werden und alltägliche Medikamente sollten in ausreichenden Mengen eingepackt werden
  • Mittel gegen Sonnenbrand, Juckreiz, Durchfall sowie Desinfektionsmittel sollten nicht vergessen werden

Die Reiseapotheke richtig zusammenstellen

Hier finden Sie ausführliche Informationen zu einer kindgerechten Reiseapotheke.

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